Frei-/Kirchen
Im Gottesdienst auf das Singen verzichten?
13.05.2020
Wetzlar (idea) – Wegen der Corona-Pandemie empfiehlt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), im Gottesdienst vorerst nicht gemeinsam zu singen. Das berge „besonders hohe Infektionsrisiken“. Sollte man also auf Gesang im Gottesdienst verzichten? Dazu äußern sich zwei Kirchenmusiker in einem Pro und Kontra für die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar).
Pro: Andere möglichst wenig in Gefahr bringen
Für einen solchen Verzicht plädiert der Landeskirchenmusikdirektor der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Uwe Maibaum (Marburg). Er verweist darauf, dass die Coronaviren besonders dann übertragen werden, wenn Menschen nah beieinander sind und tief ein- und ausatmen. Maibaum: „Es ist das Gebot der Menschenliebe, andere möglichst wenig in Gefahr zu bringen.“ Sein Rat: „Handelt verantwortlich und wartet ab! Feiert schöne Gottesdienste! Wir Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker werden alles dafür tun, dass auch diese fein klingen.“ Wenn der Spuk vorüber sei, werde es wunderbar klingen. „Nach dieser Art sängerischen Fastens wird sich der Gesang besonders gut anhören“, so Maibaum.
Kontra: Die Gemeinde nicht mundtot machen
Für „nicht verzichtbar“ hält dagegen Kirchenmusikdirektor Peter Ammer (Nagold) das Singen im Gottesdienst. Er erkenne zwar an, wie wichtig alle Schutzmaßnahmen seien, aber es gehe um Verhältnismäßigkeit. Eine derartige Diskussion sei bisher bei keiner der bisherigen Grippewellen oder anderen viralen Infekten geführt worden. Laut Ammer war das Singen im evangelischen Gottesdienst bislang unbestrittener, unabdingbarer Bestandteil. „Die Gemeinde mundtot zu machen, ihr das Singen zu verbieten, nimmt dem Gottesdienst ein wesentliches Element, degradiert die Gemeinde zum Passivisten und beraubt sie jeglicher aktiver Beteiligung (vom Vaterunser abgesehen). Als singender Christ hielt man sich bislang für systemrelevant, seit einigen Tagen ist man ein Risikofaktor.“
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