Frei-/Kirchen
Besucherzahl in Gemeinschaften im Südwesten weithin stabil
18.05.2020
Wetzlar (idea) – Die pietistische Gemeinschaftsbewegung in Württemberg, Baden und der Pfalz verzeichnet weitgehend konstante Besucherzahlen. Das ergab eine Umfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) bei den Gemeinschaftsverbänden. Zu den wöchentlichen Gottesdiensten, Gemeinschaftsstunden, Bibel-, Haus- und Gesprächskreisen sowie Jugendgruppen kommen mehr als 50.000 Besucher und damit ähnlich viele wie vor zehn Jahren. Einer der größten Verbände im Südwesten ist der Liebenzeller Gemeinschaftsverband. Er registriert bei seinen Veranstaltungen pro Woche etwa 19.000 Teilnehmer, rund 3.000 mehr als bei der letzten Zählung im Jahr 2010. Auch „die Apis“ (früher: Altpietistischer Gemeinschaftsverband), die jährlich etwa 100.000 Menschen erreichen, und der Süddeutsche Gemeinschaftsverband mit 8.000 (2010: 10.000) wöchentlichen Besuchern gehören zu den größten pietistischen Zusammenschlüssen innerhalb der Dachorganisation Evangelischer Gnadauer Gemeinschaftsverband.
Bibelkreise schrumpfen, Gemeinden wachsen
Bei den „Apis“ gibt es viele wachsende Gemeinden, wie ihr Vorsitzender, der Pfarrer und Journalist Steffen Kern (Walddorfhäslach bei Reutlingen), mitteilte. Kleinere Bibelkreise schrumpften jedoch vielfach. Es lasse sich die Tendenz zur Bildung von eigenständigen Gemeinden und Gemeinschaften erkennen. Der Verband ist mit seiner Gemeinde- und Bildungsarbeit, seiner Diakonie und seinen Freizeitangeboten an über 300 Orten in Württemberg und dem bayerischen Allgäu tätig. Er ist Träger des Christlichen Gästezentrums Württemberg „Schönblick“ in Schwäbisch Gmünd sowie der Aktion Hoffnungsland, dem Bildungs- und Sozialwerk des Verbandes. Über 300 Mitarbeiter sind für das Gesamtwerk tätig.
Süddeutscher Gemeinschaftsverband: Mitgliederzahl steigt
Der Süddeutsche Gemeinschaftsverband beobachtet laut dem Vorsitzenden Dietmar Kamlah (Stuttgart) ähnliche Entwicklungen: Kleinere Gemeinschaften neigten dazu, sich aufzulösen oder sich größeren anzuschließen. Erfreulich sei die steigende Zahl an Mitgliedern, die inzwischen bei etwa 4.100 liege. Außerdem nehme an vielen Orten auch die Beteiligung am Gottesdienst zu. Die Besucherzahl beim Südwestdeutschen Gemeinschaftsverband, der an 14 (2010: 26) Orten etwa 1.000 Besucher registriert, ist weitgehend konstant geblieben. Einen Rückgang verzeichnet der Evangelische Gemeinschaftsverband Pfalz mit aktuell etwa 3.000 Mitgliedern und regelmäßigen Besuchern (2010: 3.500). Keine zahlenmäßigen Veränderungen stellt der Württembergische Christusbund (4.000 Besucher) fest. Das Chrischona-Gemeinschaftswerk konnte aufgrund der Corona-Krise keine Mitglieder- oder Besucherzahlen für den Südwesten zur Verfügung stellen. Es ist aktuell an 16 Orten in Baden und Württemberg tätig. Wie die zuvor genannten Verbändegehört auch das Diakonissen-Mutterhaus Aidlingen, das rund 20 „Aidlinger Kreise“ betreut, zum Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband.
Verbände neben „Gnadau“: Hahn’sche und Pregizer
Neben den „Gnadauern“ gibt es im Südwesten weitere pietistische Gemeinschaften und Verbände. Dazu zählen die in rund 150 (2010: 200) württembergischen Orten vertretenen Michel Hahn’schen Gemeinschaften. Wie deren Vorsitzender, Ernst Schrempf (Ditzingen bei Ludwigsburg), idea sagte, hat „leider sowohl die Zahl der Gemeinschaften als auch die der Besucher in den vergangenen zehn Jahren abgenommen“. Gründer der Hahn‘schen Gemeinschaften ist der Pietist Johann Michael Hahn (1758–1819). Außerdem gibt es die Pregizer Gemeinschaften, zu denen mehr als 1.000 Christen an 45 Orten gehören. Deren Vorsitzender, Gabriel Waidelich (Simmersfeld bei Calw), teilte mit, dass die Zahlen erfreulicherweise in den vergangenen zehn Jahren stabil geblieben seien und zu den Treffen zahlreicher Gemeinschaften auch viele junge Menschen kämen.
Gemeinschaftsverband AB: Gemeinschaften wachsen, Bibelstunden rückläufig
In Baden hat sich der ebenfalls zum Pietismus zählende Evangelische Gemeinschaftsverband AB nicht den „Gnadauern“ angeschlossen. Er erreicht mit 150 Gemeinschaften, 15 Gemeinden und 120 Hauskreisen etwa 4.000 (2010: 4.500) Menschen. Die Gründungsväter hätten im 19. Jahrhundert großen Wert darauf gelegt, von kirchlichen und anderen Institutionen unabhängig zu bleiben. Für eine Änderung habe es seither keine Notwendigkeit gegeben, auch wenn deshalb Gespräche zwischen AB-Verband und „Gnadau“ geführt worden seien. Dennoch arbeite man mit den Gnadauer Verbänden vielfach zusammen, sagte Inspektor Achim Kellenberger (Birkenfeld bei Pforzheim), gegenüber idea. In den vergangenen Jahren habe sich eine Verschiebung ergeben: „Die Gemeinden wachsen, die klassischen Bibelstunden gehen zurück.“ Somit erreiche der Verband mehr Kinder, junge Erwachsene und Personen im mittleren Alter, während die Zahl der Älteren zurückgehe.
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