Frei-/Kirchen
Als geistlicher Anreger für Glaubensvielfalt stehen
25.04.2020
Meißen/Dresden (idea) – Mit einem Gottesdienst im Dom zu Meißen ist Tobias Bilz am 25. April offiziell als Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens eingeführt worden. Der 55-Jährige trat die Nachfolge von Carsten Rentzing (52) an, der zum 31. Oktober 2019 zurückgetreten war. Zuvor war unter anderem bekannt geworden, dass er als Student Beiträge für die rechtskonservative Zeitschrift „Fragmente“ verfasst hatte. Aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie konnten nur 15 Besucher an der Feier teilnehmen, darunter Familienmitglieder sowie einzelne Vertreter aus Ökumene und Öffentlichkeit. Die Einführung von Bilz nahm der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Ralf Meister (Hannover), vor. An den neuen Landesbischof gewandt sagte er: „Eigene Stationen und persönliche Glaubensentwicklungen geben Ihnen einen weiten Blick, auf die unterschiedlichen Weisen, wie man auch in einer großen Landeskirche seinen christlichen Glauben leben kann.“ Es sei nicht bischöfliche Aufgabe, die große Vielfalt innerhalb der Landeskirchen zu bändigen. „Doch Sie werden als geistlicher Anreger, als beständiger Gewährsmann für diese Freiheit der Glaubensvielfalt stehen. Und dabei werden Sie Starke wie auch Schwache in den Blick nehmen.“ Im Blick auf die langjährige Tätigkeit von Landesbischof Bilz als sächsischer Landesjugendpfarrer sagte Meister: „Wer die Wege junger, glaubender Menschen in einer zunehmend säkularen Gesellschaft verstehen und sie begleiten will, der weiß viel darüber, wie manche kirchlichen Altherrengewohnheiten für die Zukunft nichts mehr taugen.“ Doch sei auch Platz für neue Formen, „ungewöhnliche, vielleicht sogar anstößige“. Über allem aber schenke die Zuneigung Gottes zu den Menschen die Freiheit, angstfrei auf die Zukunft des Evangeliums zu schauen. Die rund 677.000 Mitglieder zählende Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens gehört zur VELKD.
Bilz: Für eine Balance zwischen menschlichem Tun und dem Wirken Gottes
Bilz selbst nahm in seiner Predigt Bezug auf zwei Sichtweisen, die er in der Kirche beobachte. So gebe es zum einen die „Flieger“, die am liebsten zum Himmel aufsteigen würden, zum anderen die „Läufer“, die das Reich Gottes auf den staubigen Straßen dieser Welt suchten. Dies zeige sich auch ganz aktuell in der Debatte um abgesagte Gottesdienste. So seien beide Wege – „aus Nächstenliebe und Verantwortung für einen Moment auf Gottesdienste zu verzichten“, oder aber „gerade aus Gottesliebe und um den Kopf zu heben“ jetzt Feiern zuzustimmen – positive Antriebe. „Gemeinsam aber erfüllen wir das, was uns Jesus Christus geboten hat: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch alles andere dazugegeben“, so der Landesbischof. Zugleich wäre es nach seinen Worten eine Überforderung zu meinen, die Gläubigen müssten den Segen selbst machen. „Es geht um eine Balance zwischen unserem Tun und dem Wirken Gottes.“ Bilz war vor seiner Wahl Oberlandeskirchenrat im Landeskirchenamt und leitete das Dezernat IV. Es umfasst unter anderem den Bereich der Kirchlichen Werke und Einrichtungen, die Seelsorge, den Gemeindeaufbau und die Medien. Zuvor war er elf Jahre als sächsischer Landesjugendpfarrer tätig. Er ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Die Amtszeit des Landesbischofs beträgt zwölf Jahre.
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