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Kommentar

Peter Hahne: Ein Anschlag auf die Pressefreiheit

16.11.2017

Ausgerechnet im Lutherjahr: Gefälligkeitsjournalismus per Geldhahn statt Freiheit eines Christenmenschen. Und das in Bonn, der Stadt unseres Grundgesetzes, das nach der Hitler-Diktatur Presse- und Meinungsfreiheit zum Menschenrecht erklärte. Ich fasse es nicht! Dass idea der jährliche 132.000-Euro-Zuschuss gestrichen wurde, betrachte ich als feigen Anschlag auf die Pressefreiheit. Feige, weil noch nicht einmal eine wirkliche Begründung geliefert wurde. Feige, weil die einzige (!) „Gegen“-Stimme eine Enthaltung war. Feige, weil man viele derer, die ihre Hand gegen die Meinungsfreiheit erhoben, überhaupt erst dank idea kennt. Tausende treuer Kirchensteuerzahler wissen über die EKD-Synoden Bescheid, weil idea ausführlich darüber berichtet – seit Jahrzehnten mit einem kleinen, unterbezahlten, engagierten Team, das nicht in Luxushotels logieren kann.

Die EKD zeigt ihr wahres Gesicht

Über 20-mal habe ich erlebt, wie es beim Thema „idea-Zuschuss“ auf den Synoden knallte. Immer wieder gab es Stimmen, die das Geld streichen wollten. Immer wieder gelang es besonnenen Leuten wie dem (sozialdemokratischen) Präses Jürgen Schmude, das abzuwenden: „Die Vielfalt in der Publizistik muss gerade eine Volks-Kirche aushalten.“ Damit ist es jetzt vorbei! Die EKD zeigt ihr wahres Gesicht. Der Mainstream duldet niemanden, der den Gleichschritt stört. idea soll an die Kandare genommen und auf Linie gebracht werden, oder der Geldhahn geht zu. Offen wurde darüber seit langem von hochrangigen, auch evangelikalen Synodalen in den „asozialen Netzwerken“ debattiert. Auf der Synode kein Mucks dazu. Feige! Konsequent zu Ende gedacht: Ist der Synode eigentlich klar, in welcher Gesellschaft sie sich befindet? Für diese Art von „Pressefreiheit“ stehen Namen wie Orban oder Trump. Willkommen im Club!

Wie sich BILD verhielt, als es der „taz“ schlechtging

Geldentzug heißt Existenzbedrohung. Als die linke Tageszeitung „taz“ 2009 in finanzielle Turbulenzen kam, hat deren Erzfeind, der damalige BILD-Chef Kai Diekmann, spontan Geschäftsanteile gekauft, „um die Pluralität im Journalismus zu fördern“. So reagiert die „Welt“. Das fromme Gegenstück fand am kohlrabenschwarzen Mittwoch in Bonn statt. Orban statt Luther. Ich hätte nach 24 Synodenjahren nie gedacht, dass eine EKD, die sich auch noch „Kirche der Freiheit“ nennt, so tief sinken könnte.

Jetzt ist Solidarität gefragt

Nach dem Modell Diekmann/taz werden sich Demokraten unter Journalisten und Christen nun entschließen, die Arbeit von idea nachhaltig zu sichern. Das geht nur durch Taten. Jeder nach seinem Vermögen. Ich beginne mit 50.000 Euro. Ein Beitrag für Meinungsfreiheit ist mir lieber als für eine Organisation, die sie per Geldhahn abwürgen will.

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