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Deutschland darf „seine Güte nicht missbrauchen lassen“

03.01.2017

Der Philosoph und Theologe Richard Schröder. Foto: idea/kairospress
Der Philosoph und Theologe Richard Schröder. Foto: idea/kairospress

Berlin (idea) – Vor einem Missbrauch der Güte Deutschlands bei Hilfsangeboten für Flüchtlinge hat der Philosoph und Theologe Richard Schröder (Berlin) gewarnt. Der frühere SPD-Politiker bezieht sich auf die wachsende Zahl unbegleiteter Minderjähriger. Sie würden zum Teil von ihren Eltern vorgeschickt, damit sie später selbst im Zuge der Familienzusammenführung einreisen dürfen, obwohl sie weder die Bedingungen eines Flüchtlings noch die eines Zuwanderers erfüllten, schreibt Schröder in der Tageszeitung „Die Welt“ (Ausgabe 3. Januar). Unbegleitete Jugendliche, die in ihrer Heimat nicht verfolgt wurden, bekommen den sogenannten subsidiären Status. Ihre Verwandten ersten Grades können dann nach zwei Jahren den Nachzug beantragen. Das bedeutet laut Schröder, dass in den nächsten zwei Jahren allein die 50.000 unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge des vergangenen Jahres für weitere 250.000 Zuzugsberechtigte sorgen werden – unabhängig von denen, die ohnehin kämen. Ein solcher Flüchtling unter 18 Jahren koste monatlich etwa 5.000 Euro, weil er rundum betreut werden müsse. Für die 50.000 aus 2016 müsse man also drei Milliarden Euro aufbringen. Weitere Milliarden werde der Familiennachzug der nächsten Jahre kosten. Die Finanzierung sei wahrscheinlich nicht das Hauptproblem, sondern dass sich der sprunghaft steigende Bedarf an Erziehern, Lehrern und Ausbildern nicht decken lasse. Dies gefährde die Integration.

Nothilfe hat Vorrang vor Wohlfahrtshilfe

Schröder schlägt deshalb vor, diejenigen minderjährigen Flüchtlinge, deren Eltern sich im Ausland in Sicherheit befinden – dazu zählten auch Lager in der Türkei, im Libanon und in Jordanien – mit ihren Familien zusammenzuführen. Dies solle in Begleitung eines dortigen staatlichen Vertreters geschehen. Schröder: „Nothilfe hat Vorrang vor Wohlfahrtshilfe.“ Damit Deutschland weiter Erstere leisten könne, müsse man diejenigen zurückweisen, die entsprechende Angebote „für Wohlfahrtshilfe instrumentalisieren“.

„Nutznießer lachen über unsere Naivität“

Er wolle gegen diese Flüchtlinge keine Vorwürfe erheben: „Aber uns möchte ich den Vorwurf machen, dass wir uns hinters Licht führen, unsere Güte missbrauchen lassen und uns dabei auch noch als die besseren Menschen fühlen, während die Nutznießer unserer diesbezüglichen Naivität über uns lachen.“ Güte werde nur respektiert, wenn sie sich mit Strenge verbinde und nicht unter den Verdacht der Dummheit gerate. Wenn sich herumspreche, dass man die Deutschen leicht betrügen könne, „sind wir diskreditiert“. Schröder regt ferner an, mit den Regierungen des Libanon, Jordaniens und Afghanistans zu verhandeln, ob sich dort Heime und Ausbildungsstätten für minderjährige Flüchtlinge einrichten lassen, die Deutschland vollständig finanziere: „Man wird dort mit weit weniger als 5.000 Euro pro Flüchtling und Monat Wunder bewirken können.“

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