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Diener mahnt Evangelikale zur Selbstkritik

14.12.2015

v.l.: Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm und Präses Michael Diener bei der EKD-Ratswahl am 10. November in Bremen. Foto: idea/kunstwerk
v.l.: Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm und Präses Michael Diener bei der EKD-Ratswahl am 10. November in Bremen. Foto: idea/kunstwerk

Berlin/Kassel (idea) – Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Michael Diener (Kassel), hat Evangelikale aufgefordert, selbstkritisch zu sein. Das berichtet die Online-Ausgabe der Tageszeitung „Die Welt“ (Berlin) am 14. Dezember unter der Überschrift „Chef der Evangelikalen will Homo-Verdammung stoppen“. Diener ist im Hauptamt Präses des pietistischen Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes (Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften). Er hat nach Einschätzung der Zeitung „das Zeug, einen Glaubenskampf zu beenden“. Er fordere ein neues Denken über Homosexualität, Politik, Mission und Selbstgerechtigkeit. Diener zufolge debattieren Evangelikale bzw. Pietisten zu oft über das Thema Homosexualität. Spannungen müssten ausgehalten werden. Er sehe auf der einen Seite für die in fast allen evangelischen Landeskirchen praktizierten Segnungs- oder Trauungsgottesdienste keine Anhaltspunkte in der Bibel. Er habe auf der anderen Seite aber auch gelernt anzuerkennen, dass „Menschen bei dieser Frage die Bibel anders lesen“. Bei dem Thema sei er aus tiefster Überzeugung plural: „Das macht meiner Bewegung Probleme.“ Man müsse die Bibel aber genau lesen. Dann stelle man fest, dass es „keine einzige Stelle gibt, wo sexualethische Verfehlungen allein gebrandmarkt werden“. Vielmehr gehe es immer auch um Themen wie Heuchelei, schlechte Nachrede oder Lieblosigkeit. Da müssten, so Diener, „wir Pietisten uns auch an die eigene Nase fassen“.

Fromm ist nicht gleichbedeutend mit Abschottung

Ferner sieht Diener in manchen landeskirchlichen Gemeinschaften der Pietisten eine Tendenz zur Abschottung gegenüber einer vermeintlich verderbten Gesellschaft: „Sie leben wie hinter einer unsichtbaren Mauer.“ Das aber könne sich eine Bewegung nicht leisten, „die zum Teil erheblich schrumpft und altert“. Fromm zu sein, bedeute nicht, sich abzusondern. Laut Einschätzung der Tageszeitung online hat sich in der EKD „manche Aversion gegen die Frommen“ gelegt. Diener, der im November in den Rat der EKD gewählt wurde, trenne nicht viel vom Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm (München). Er störe sich nicht besonders am „Politisieren“ des Ratsvorsitzenden. Fromme würden ihn – Diener – aber dafür schelten. Bei ihnen bekomme er oft Ärger, „weil ich es angeblich nicht genügend kritisiere, dass die Landeskirchen und die EKD so viele politische Stellungnahmen abgeben“. Er habe aber keine Lust auf ein protestantisches Schubladendenken. Gemäß der pietistischen Schublade solle man statt auf die Welt nur nach oben zu Gott schauen, gemäß der EKD-Schublade müsse die Welt aus dem Glauben heraus gestaltet werden. Er wolle beides kombinieren.

Kritik an Bedford-Strohm geht „entschieden zu weit“

Beim Thema Mission sagte Diener, dass es Grund zur Kritik an Landeskirchen gebe, „die suggerieren, Mission sei von gestern und müsse durch einen interreligiösen Dialog ersetzt werden, bei dem man alle Religionen für gleichberechtigte Heilswege erklärt“. Aber dass man den gleichberechtigten Dialog mit Muslimen gar nicht suchen dürfe, sei auch „völlig überzogen“. „Entschieden zu weit“ gingen jene Evangelikale, die Bedford-Strohm für seine Mitwirkung im Kuratorium des Münchner Islamzentrums überzogen kritisierten. Mission bezeichnete Diener als einen „Akt der Liebe“. Sie dürfe keine Abwertung anderer Religionen sein. Die „Erfahrung der Erlösung durch Jesus Christus“ müsse man auch mit Juden teilen. Laut „Welt“ beharrt Diener damit bei „diesem Zankapfel“ auf Differenzen zur EKD-Mehrheitsmeinung.

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