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Allianzvorsitzender: Wir brauchen eine Vergebungskultur

11.02.2016

Michael Diener sprach beim Willow-Creek-Leitungskongress am 11. Februar vor rund 9.500 Teilnehmern in Hannover. Foto: www.thorstenindra.de/Willow Creek
Michael Diener sprach beim Willow-Creek-Leitungskongress am 11. Februar vor rund 9.500 Teilnehmern in Hannover. Foto: www.thorstenindra.de/Willow Creek

Hannover (idea) – Die Christen in Deutschland benötigen eine neue Vergebungskultur. Dieser Ansicht ist der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Michael Diener (Kassel). Wie er am 11. Februar auf dem Willow-Creek-Leitungskongress in Hannover sagte, existieren in vielen Gemeinden Konflikte, die nur durch die Bitte um Vergebung gelöst werden könnten. In solchen Fällen sei es falsch, immer auf die Entschuldigung des anderen zu warten. Jeder Christ sei gefordert, den ersten Schritt zu gehen. Mit Blick auf seine eigene Rolle im Streit um den Kurs der evangelikalen Bewegung sagte Diener selbstkritisch: „Ich bin Teil des Problems.“ Darum habe er auch um Entschuldigung gebeten, wo er Menschen verletzt habe. Diener hatte in Interviews gefordert, die Evangelikalen sollten neu über Mission und Politik denken. Im Blick auf das Thema Homosexualität hatte er geäußert, er wünsche sich, dass auch Christen, die ihre Homosexualität praktizieren, Mitarbeiter in evangelikalen Gemeinden sein können. Diese Forderung stieß in großen Teilen der evangelikalen Bewegung auf heftige Kritik.

Eine Gemeinde ist keine Firma

Auf dem Kongress wandte sich der Leiter des Gebetshauses Augsburg, Johannes Hartl, gegen die Vorstellung, eine christliche Gemeinde lasse sich nach den Prinzipien einer Firma organisieren. Entscheidend in einer Gemeinde sei das geistliche Leben: „Alle tiefen Veränderungen im Reich Gottes kommen aus der Beziehung zu Jesus.“ Im Gebet sterbe der Mensch und liefere sich Gott vollkommen aus.

Vorsicht vor „Wissensmacht“

Beim Empfang des Leitungskongresses sagte der Geistliche Vizepräsident der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Arend de Vries, dass das Thema Führung auch in den Landeskirchen einen hohen Stellenwert besitze. Man sei sich bewusst, dass Leitung oft Macht bedeute, die schnell missbraucht werden könne. Bei Pastoren sei es die „Wissensmacht“, mit der sie andere Menschen unter Druck setzen könnten. Der Präsident der Vereinigung Evangelischer Freikirchen, Ansgar Hörsting (Witten), plädierte dafür, den Erfolg der Willow-Creek-Gemeinde in South Barrington bei Chicago nicht vorschnell als „US-amerikanisches Phänomen“ abzutun. „Wir lernen gerne von Willow“, so Hörsting. Die dort 1975 von Pastor Bill Hybels gegründete protestantische Gemeinde besuchen heute etwa 23.000 Personen pro Woche. Sie ist wegen ihrer Attraktivität für kirchenferne Menschen international bekannt. Nach ihrem Vorbild arbeiten in 35 Ländern etwa 10.000 Gemeinden, die zum internationalen Willow-Creek-Netz zählen.

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